In der Schweiz sind rund 750 000 Menschen von Armut betroffen. Dazu gehören laut Bundesamt für Statistik (BFS) auch über 150 000 Erwerbstätige. «Die Not ist vielfältig, wirkt sich materiell, wie auch psychisch aus. Und sie betrifft junge und alte Menschen», sagt Sr. Ariane vom Verein Incontro.
Armut «schämt» sich, «versteckt» sich, ist Karl Wolf, Psychotherapeut und Pfarrer überzeugt. Er leitet mit Sr. Ariane das Hilfswerk Incontro (Begegnung), welches in Zürich jeden Abend zwischen 300 und 400 Menschen mit Essen versorgt. Da komme zum Beispiel eine Grossmutter vorbei, die ihr Bestes gebe um mit monatlich 170 Franken Essensgeld ihr Grosskind, ihren alkoholkranken Mann und ihre krebskranke Tochter durchzubringen.
Kraft um diese Arbeit tagtäglich zu tun bekomme sie aus der Stille und ihrer Freundschaft mit Jesus, sagt Schwester Ariane. Dabei hatte sie mit Kirche und Glaube als Teenager so gar nichts am Hut. Sie rebellierte im Religionsunterricht so sehr, dass der zuständige katholische Pfarrer sie nicht einmal firmen wollte.
Denise Jungen und ihr Mann Stephan sind beide sozial engagiert. In Dietikon vermieten sie Wohnungen an Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden, mit Armut kämpfen oder mit anderen Lasten, beispielsweise mit einer Sucht oder einem Trauma. In vielen Situationen bietet Denise, die sich von der Psychosozialen Spitex ausbilden liess, ihre Hilfe an und erlebt dabei immer wieder Leid und Not, aber auch wie sie selbst in der Not zum Anker wird.