Ruedi Josuran
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Meine Universität des Lebens

Ruedi Josuran ist nach 10 Jahren immer noch neugierig.
 
Publiziert: 17.01.2019

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Ruedi Josuran moderiert seit 10 Jahren die Sendung «Fenster zum Sonntag»-Talk. Dabei scheut er keine Themen, und Tabus gibt es für den prominenten Talker auch nicht. Mit seiner ruhigen Art kommt er bei den Gästen wie beim TV-Publikum gut an. Nach so einer langen Zeit sei ein Rückblick und Ausblick erlaubt. Also nehmen wir unsere Leser mit in ein Pausengespräch.

«antenne»: Was ist dein Fazit aus 10 Jahren «Fenster zum Sonntag» (FzS)?
Ruedi Josuran: 10 Jahre … das kann ja nicht wahr sein … hätte ich mir nie vorstellen können … das macht mich vor allem dankbar.

Wofür?
Für so viele spannende Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen, die mit mir ihre persönlichen Lebensgeschichten geteilt haben. Diese Begegnungen sind auch eine ständige Weiterbildung; ich bekomme mit meinem Job sozusagen auch gleich eine Mini-Universität des Lebens. Als neugieriger, und an Geschichten interessierter Mensch ist es ein Privileg, so eine Sendung machen zu dürfen.

Du wirst bis heute als «der Radiomann von DRS» angesprochen. Was magst du lieber, Radio oder TV?
John Miles singt: «Music was my first love …» Die erste Liebe ist eben die erste. Radio ist direkter, unmittelbarer. Inzwischen finde ich TV grossartig. Team-Arbeit, Bildersprache, noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten. Radio habe ich eher als Solo-Nummer erlebt. TV ist Team-Arbeit. Man muss aufeinander warten, Kompromisse machen, andere Sichtweisen berücksichtigen. Aber genau das macht die Arbeit vielfältiger und reicher.

30 Minuten dauert eine Sendung von FzS. Beim heutigen Konsumverhalten eine lange Sendezeit für einen Themenbeitrag. Ist das noch zeitgemäss?
Wieso nicht? Ein Fussballspiel dauert ja auch noch mindestens 90 Minuten … Aber klar, es ist eine grosse Herausforderung, mit Protagonisten, mit Spannungselementen und entsprechender Dramaturgie das neue Konsumverhalten zu berücksichtigen. In unserer Redaktion wird beim Schnitt oder bei der eigentlichen Schluss-Abnahme um jeden Satz gekämpft. In der Regel haben wir zu viele gute und spannende Statements. Ein schmerzhafter Prozess. Aber egal wie wir es drehen: wir sind täglich mit zahllosen Wahrnehmungsangeboten konfrontiert: Nachrichten, Unterhaltung, Werbeslogans. Doch das Wenigste davon dringt ins Bewusstsein vor. Denn der «Informationsflut » steht eine knappe Ressource gegenüber: Aufmerksamkeit.

Ist das, was im FzS-Talk zu sehen ist, nicht – etwas böse gefragt – einfach bebildertes Radio?
Wer unsere Sendungen in letzter Zeit gesehen hat, wird das hoffentlich nicht so sehen. Ich frage mich manchmal, ob der «Club», die «Sternstunde» oder «Schawinski» auch als Radioformate funktionieren würden. Jedoch würden dem Zuschauer Gestik und Mimik als zusätzliche Ausdrucksformen fehlen. Ich will einem Menschen auch beim Nachdenken zuschauen können.

Wie beurteilst du die Entwicklung, dass Inhalte immer kürzer und schneller in die Medien kommen?
Ich bin selber ein bisschen ein News-Junkie und schätze also die schnelle Verfügbarkeit von News enorm. Die Kehrseite: Wir wissen zwar immer mehr, können aber immer weniger einordnen. Das Denken verkümmert, weil es zu anstrengend ist. Das Mitgefühl verdorrt, weil Erregung im Netz in Sekundenbruchteilen stattfindet. Die Frustration wächst, weil der Alltag dann langsamer und langweiliger ist. Ich gehöre aber nicht zu den Menschen, die sagen «früher war alles besser». Es ist heute einfach nur anders.

FzS hat sich in den vergangenen 27 Jahren permanent weiterentwickelt. Von welchen Veränderungen träumst du?
Von Live-Sendungen.

Im Ernst?
Ja, eine gewisse Risiko-Mentalität würde uns gut tun. Natürlich weiss ich auch, dass die Kosten für ein solches Format unser Budget sprengen würden. Aber etwas mehr Mut zum Risiko … na ja, man darf ja träumen. Deshalb träume ich aber vor allem von Talks, die zum Tagesgespräch werden. Weil Dinge angesprochen werden, die für die meisten Menschen relevant sind, mit ihrem Leben zu tun haben und den Nerv der Zeit treffen.

Mit deinen Sendungen willst du Menschen ins Nachdenken über Gott bringen. Wie erreichst du dieses Ziel?
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer spricht davon «unreligiös von Gott zu reden». Meine Hauptaufgabe ist es, gute Fragen zu stellen. In einer öffentlichen Sprache. Ich gehe aber vor allem davon aus, dass es in erster Linie Gottes Interesse ist, Menschen anzusprechen. Und dann möchte ich da sein, wo Menschen sich aufhalten: bei ihren Träumen, ihren Sehnsüchten. Da ist ja Gott schon. Nur wissen sie es noch nicht. Wir möchten, dass Menschen genau damit in Berührung kommen. Durch authentische Lebensgeschichten. Nicht durch theologische Debatten.

Du sprichst mit deinen Gästen über ihre Erfahrungen mit Gott. Wieso glaubst du selber an Gott?
Die Realität Gottes wird in Jesus am deutlichsten sichtbar. Er überzeugt mich mit Wort und Handeln. Gott liebt mich jenseits aller Kosten-Nutzen-Rechnungen, und zwar so, wie ich bin. Er riskiert Kopf und Kragen, um mir das persönlich zu sagen. Ein Gott, der Beziehung will, nicht Selbstoptimierung oder Religion. Einem solchen Gott vertraue ich mich gerne und freiwillig an.

Wie konkret wirkt sich das in deinem Leben aus?
Ich tue etwas, weil ich wertvoll bin, nicht um wertvoll zu sein. Meine Zweifel und meine Unvollkommenheit sind in der Gesamt- Rechnung bei Gott schon eingerechnet. Und trotzdem sieht er mich nicht defizitär. Er gibt mir Würde, Wert und Identität. Etwas, was man nicht kaufen kann. Diese Identität kann nicht das Ziel unserer Leistungen sein, sondern ist nur als Ausgangspunkt unserer Leistungen denkbar.

© Online-Redaktion ERF Medien
 
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