«Jetzt denk doch mal negativ!» – dieses Statement stammt aus einem Blog von Manuel Schmid. Der reformierte Theologe hinterfragt eine Maxime unserer Zeit, die besagt: Der Sinn des Lebens ist es, sein persönliches Glück zu finden.
Schmid ist der Meinung, das Mantra des positiven Denkens entlarve sich oft als Selbstbetrug – zum Beispiel dann, wenn sich die nackte Realität des Lebens nicht an den sich selbst eingeredeten Optimismus halten will. Die stärksten Menschen können daran zerbrechen, denn der Umkehrschluss ist fatal: Ich und meine negativen Gedanken sind allein für mein Schicksal verantwortlich.
Manuel Schmid kennt das Unglück aus eigener Erfahrung: Als 11-Jähriger erlebt er einen tiefen Einschnitt in seine Familiengeschichte. Auf dem Weg in die Skiferien stürzt ihr Fahrzeug 200 Meter den Hang hinunter. – Das verheerende Ereignis, das ihn und seine Familie für immer prägen wird, lehrt ihn im späteren Leben: «Es ist befreiend, das Glücks-Mantra unserer Gesellschaft loszulassen und es sich zu leisten, auch mal tief unglücklich zu sein. So kann im Innern wieder echte Hoffnung entstehen.»