Störche mit ihrem Nest
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Wohin geht das Gefühl, wenn es keine Heimat hat?

Warum Heimatgefühle Hochkonjunktur haben.
 
Publiziert: 18.12.2017

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Von Abital Rauber

Wir reden viel über Heimat. Eine Auseinandersetzung mit Werten und Grenzen findet in allen Medien statt. Weil Ängste und Sehnsüchte gross sind, tut es not, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

«Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum», lautet eine etwas nüchterne Erklärung. Im allgemeinen Sprachgebrauch meinen wir damit den Ort, wo ein Mensch hineingeboren wird und zumeist auch aufwächst. Fragt man Menschen nach ihrer persönlichen Definition von Heimat, fällt die Antwort ganz anders aus. Die meisten verbinden Heimatgefühle mit ihren Lieblingsmenschen oder antworten, Heimat sei da, wo das Herz ist.

Kein Ort auf der Landkarte
Dies zeigt: Für die wenigsten ist Heimat ein Ort auf der Landkarte. Vielmehr ist es ein Gefühl zwischen Sehnsucht und Hoffnung, zwischen Nähe und Einsamkeit, zwischen Liebe und Entfremdung. Der Psychologe und Psychoanalytiker Fritz Riemann veranschaulicht in seinem Modell vier Grundkräfte, die je nach Persönlichkeit auf uns einwirken. Ihm zufolge bewegen wir uns bei der Suche nach Heimat im Spannungsfeld zwischen Bedürfnis nach Distanz (Unabhängigkeit) und Nähe (Gemeinschaft) sowie zwischen Sehnsucht nach Dauer (Tradition) und Wandel (Erneuerung). Stellen wir uns also der Frage: Woher kommen Heimatgefühle und was machen sie mit uns?

Mehr dazu finden Sie ab Seite 8. In einem Selbsttest können Sie Ihrem Heimatgefühl auf die Spur kommen.

Ins Herz gelegt
Auch in der Bibel liest man einiges über Heimat. Angefangen damit, als Gott sein Volk 1500 Jahre v. Chr. aus Ägypten führte. Damals hatten die Israeliten ihren geografischen Lebensmittelpunkt verloren. Ihr gesamtes Hab und Gut trugen sie bei sich. Die Unsicherheit, nicht zu wissen wohin es geht und ob das Ziel gefallen würde, muss riesig gewesen sein. Doch Gott wollte ihnen Heimat geben. Es war immer seine Idee, ihnen ein festes Zuhause zu schaffen.

Dieser Plan kam einher mit dem Versprechen, das künftige Zuhause würde besser sein als alles, was sie bisher kannten. Es war Gottes Wille, ihnen einen Ort zu schaffen, an dem sie sich niederlassen konnten. Nach all den Jahren in der Fremde sollten sie physisch und psychisch zur Ruhe kommen können. Dazu sollte ein Fleckchen Erde dienen und das Vertrauen auf Gott.

Daraus lässt sich schliessen, dass Gott den Wunsch nach Heimat in unser Herz gelegt hat. Heimatgefühle also. Er möchte, dass wir Menschen uns zuhause fühlen und ankommen können. Dafür gibt es im Alten Testament bereits Beispiele wie Noah. Noah sollte alle Tiere in die Arche retten. Im Anschluss daran schuf Gott neues Land für ihn, seine Familie und für alle Tiere des Himmels und der Erde. Gottes Versprechen reicht weiter: Früh in der Weltgeschichte versprach er Abraham viele Nachkommen. Noch dazu einen Ort, an dem sie sich niederlassen konnten.

Verlorene Heimat kann wiedergefunden werden
In einer Welt, in der alles ständig in Bewegung und nichts von Dauer sein soll, verliert Heimat schnell an Wert. Heimat, in der sich nach gehetzten Tagen Ruhe, Schutz und Geborgenheit findet. Es ist deshalb nicht nur wichtig, dass der Körper ein Zuhause hat, sondern die Seele ihren festen Platz findet.

Wird ein Mensch entwurzelt, auf welche Art auch immer, bedeutet dies Verlust von Heimat. Aus seinem vertrauten Umfeld herausgerissen zu werden, kann dauerhafte Folgen haben. Wenn Heimat nicht da ist oder abhandenkommt, kann es schwierig werden, Beziehungen zu Menschen langfristig zu pflegen, ein vertrautes Umfeld zu schaffen. Deshalb ist es wichtig, verlorene Heimat wieder zu finden.

Wie ein Vogel in seinem Nest
Schon damals bei Noah zeigte sich Gottes Fürsorge: Er hat auch jedem Tier ein Zuhause gegeben. Wir alle kennen das Bild vom Vogel in seinem Nest. Deshalb sagen wir: «Wir bauen uns ein Nest», wenn wir in eine neue Wohnung oder in ein Haus einziehen. Die Bibel spricht im Zusammenhang mit Heimat ebenfalls in diesem Bild. In Sprüche 27, Vers 8 steht: «Wie ein Vogel, der weit vom Nest weg fliegt, ist ein Mensch, der seine Heimat verlässt.»

Wir können uns auch gut vorstellen, wie sich ein Küken fühlt, wenn es sich geborgen in unsere Hand schmiegt. Die Wärme spendende Hand dient als Nest-Ersatz. In Gottes Händen zu sein, bedeutet Heimat zu haben. Und weil Gott Heimat für jeden Menschen gedacht hat, sollen wir Gemeinschaft pflegen. Ein herzliches Willkommen wird in jedem Fremden Heimatgefühle wecken. Durch die entstehende Verbundenheit haben wir die Möglichkeit, einander Heimat zu schenken. Laut einer Umfrage in der Schweiz, welcher Glaube Heimat sei, gaben 70 Prozent das Christentum an.

Ausfliegen
Obwohl wir an Heimatgefühlen hängen, wandern immer mehr Menschen in ferne Länder aus. Sie verlassen das bekannte Nest. In der Hoffnung, am neuen Ort die ersehnte Zugehörigkeit und Heimat zu finden. Den Lebensmittelpunkt zu verschieben oder zu verändern, bedeutet an einem anderen Ort Heimat zu suchen. Damit dies geschehen kann, müssen sich einige Voraussetzungen erfüllen. Das Wichtigste ist bestimmt der Dialog. Dieser bewirkt, dass wir uns willkommen fühlen.

Was fehlt uns eigentlich, wenn wir Heimweh haben?
Wenn wir in der Fremde sind und uns nach dem Zuhause, nach Altbekanntem, sehnen, empfinden wir Heimweh. Es ist die Sehnsucht nach etwas, was uns fehlt. Das kann Gottes Anwesenheit sein. Oder das vertraute Gefühl innerhalb der eigenen vier Wände. Meist ist es schlicht und einfach das Fehlen von Vertrautem. Den Dingen, die bei uns ein wohliges Gefühl erzeugen. Menschen, die uns nahestehen, deren Abwesenheit eine innere Leere erzeugt. Vermissen: Wir kennen dieses Gefühl wohl alle. Schmerzlich und manchmal schön zugleich. Dafür muss man nicht mal in die Ferne reisen.

Gott hat uns den Wunsch nach Zugehörigkeit ins Herz gelegt. Er wollte nicht, dass Menschen allein sind. Für Adam hat er Eva erschaffen. Es kann auch jemand anders sein als ausschliesslich der Ehepartner, der uns Heimat, Geborgenheit und Vertrautheit schenkt. Gott hat vielfältige Wege, uns Menschen zur Seite zu stellen, die Heimatgefühle hervorrufen. Ich las von SOSKinderdorfmüttern. Ihre Aufgabe besteht darin, Heimat zu schaffen. Sie sorgen für eine Grossfamilie, bestehend aus Waisenkindern, die sie nach einer befristeten Zeit wieder ziehen lassen müssen. Obwohl sie nicht die leiblichen Mütter sind, tut der Abschied jedes Mal weh. Weil eine enge Verbundenheit, ja, ein Stück Heimat entstanden ist.

Oder vielleicht kennen Sie das Gefühl nach einem Jobwechsel: Obwohl ein Neubeginn viel Zauberhaftes mit sich bringt, vermisst man plötzlich das alte Umfeld. Erschaffen als gesellige Wesen, werden wir Bekanntes nicht einfach fallen lassen. Wir mögen Vertrautheit.

Ängste, eine persönliche Angelegenheit
Der Begriff «unheimlich» kommt von «Heimat », obwohl er das Gegenteil meint. Unheimlich erscheint uns all das, was uns fremd ist. Unheimliches bedroht unsere Heimat. – Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung, Übersiedlung oder Terrorismus. Die Empfindungen von dem, was bedrohlich ist, sind sehr individuell. Die Ursachen für Verlustangst sind ebenfalls vielseitig: Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Menschen, die sich neue Heimat im Ausland aufbauen – auswandern. Heimat, die nicht mehr das ist, was sie einmal war. Menschen, die ihre Heimat verloren oder wiedergefunden haben. Menschen, die nicht in der Lage sind, sich vor äusseren Einflüssen zu schützen.

Von Swissness und Traditionen
Wo Heimat ist, sind auch Traditionen nicht weit. Während es auf unserem Planeten Länder gibt, deren Einwohner einen starken Nationalstolz haben, mangelt Schweizern oft etwas daran. Der Aufruf zu mehr Swissness ertönt dennoch von allen Seiten. Als Marke steht sie für Qualität und Stabilität. Ein Bekannter fragte mich im Zusammenhang mit Nationalstolz: «Was git’s dänn scho für Schwiizer Traditione, wo du drah hangsch?» Eine gute und berechtigte Frage. Es geht nicht so sehr um ein spezielles Brauchtum oder darum, an einer Tradition eisern festzuhalten. Vielmehr erscheint es wichtig, sich der Werte bewusst zu sein, die man unwillkürlich lebt und von denen man profitiert. Die Gründerväter der Schweiz haben dieses Land mit viel Herzblut und teilweise unter Einsatz ihres Lebens gegründet. Unter Berufung auf den Schöpfer, der Anker unseres gesamten Systems ist.

Dies verdeutlicht unter anderen der Schweizer Psalm. Am Ende jeder Strophe heisst es: «Gott im hehren Vaterland, – Gott, den Herrn, im hehren Vaterland». Der Begriff «hehr» bedeutet im heutigen Sprachgebrauch «ehrwürdig» oder «beeindruckend». Der obige Textbaustein wird insgesamt viermal wiederholt und verdeutlicht die Wichtigkeit dieser Worte. Des Weiteren gibt es die Schweizer Bundesverfassung, die mit «Im Namen Gottes, des Allmächtigen!» beginnt. Diese Worte sind keine Zufälle, sondern bewusst gewählt. Sie beschreiben Werte, auf denen die Schweiz gegründet wurde. Bis heute profitieren wir von den biblischen Grundwerten dieses Landes.

Heimat zu haben, ist etwas Wunderbares. Definition und Wahrnehmung sehr individuell. Viele Schweizer verbinden Heimatgefühle mit schneebedeckten Bergen und grünen Hügeln, Kuhweiden und geraniengeschmückten Bauernhöfen.

Geborgen, sicher und willkommen
Zurück zu Adam und Eva. Nicht freiwillig waren sie aus ihrem geschützten Lebensbereich ausgebrochen. Nein, sie wurden aus dem Paradies vertrieben. Ungehorsam trennte sie unweigerlich von Gottes Nähe. Der Gedanke liegt nicht fern, dass der Wunsch nach dieser Nähe seit der Schöpfung der Menschheit in uns steckt. Wie damals wollen wir wieder geborgen und willkommen sein. Tief im Innern sehnen wir uns danach, in Gottes Gegenwart zu leben. Intuitiv streben wir nach dieser Geborgenheit. Geborgenheit, wie sie ein Säugling im Bauch seiner Mutter findet. Seine erste Heimat. Wir sehnen uns nach dem vollen Bewusstsein, geliebt und geschützt zu sein. Heimat zu haben, die uns keiner nehmen kann.

Das Beste kommt noch
Heimat auf der Erde ist nur ein Vorgeschmack dessen, was Gott sich für die Ewigkeit ausgedacht hat. Trotz aller Sehnsüchte dürfen wir uns bewusst machen, dass wir auf der Erde nur temporär zuhause sind. Unsere Sehnsucht nach Heimat wird vermutlich erst dann vollumfänglich gestillt sein, wenn wir in Gemeinschaft mit Gott ewig leben werden. Den Wunsch nach dieser Heimat hat unser Schöpfer jedem einzelnen ins Herz gelegt.

© Online-Redaktion ERF Medien
 
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